Sie benutzen diese Website aktuell in Deutsch
Bitte aktivieren Sie JavaScript in Ihrem Browser, um diese Website vollständig nutzen zu können.

Die Geschichte der Steuern – Teil I: Antike und Mittelalter

von Annette Albrecht

von taxspotting Redaktion 31. März 2023

© Adobe Stock | Je höher der Wasserstand des Nils, desto fruchtbarer der Boden und ergiebiger die Ernten. So wurden die Steuern im alten Ägypten festgelegt.

Schon im Alten Ägypten mussten die Menschen Abgaben leisten. Doch es sollte seine Zeit dauern, bis ein ausgeklügeltes Steuersystem entwickelt wurde. Wir reisen einmal quer durch die Steuergeschichte – von der Antike über das Mittelalter bis in die Gegenwart.

 

Teil I: Vom Nilzoll, dem Zehnt und einer der berühmtesten Volkszählungen der Geschichte.

 

Das Alte Ägypten: der Ursprung der Steuern

Die Idee, private Gelder zu nutzen, um Kriege und den Aufbau von öffentlichen Einrichtungen zu finanzieren, kam bereits sehr früh auf. Ägyptische Pharaonen verlangten im 3. Jahrhundert v. Chr. von ihren Untertanen Frondienste, belegten die Ernten mit Abgaben und erhoben Zölle.

Der Nilzoll beispielsweise orientierte sich am Wasserstand des Flusses. Je höher dieser war, desto größer waren auch die Überschwemmungen, die fruchtbaren Schlamm auf die Felder brachten – und je fruchtbarer der Boden, desto ergiebiger die Ernten. Die Steuermaßnahmen trafen die Pharaonen aber nicht nur für die Allgemeinheit, sondern in erster Linie auch, um ihren pompösen Hofstaat finanzieren zu können.

Auch die Römer, altchinesische Herrscher, die Griechen und die Assyrer etablierten Abgabesysteme, um ihre Ausgaben finanzieren zu können. Doch erst als die Geldwirtschaft eingeführt wurde, konnte ein Besteuerungssystem entstehen, das dem heutigen ähnelt.

 

Erste Steuern im Römischen Reich

Die Römer verlangten Tribute von den eroberten und unterworfenen Völkern. Dabei wanderte so viel Geld in die Staatskasse, dass die eigenen Bürger Roms nur in Notsituationen Steuern zahlen mussten. Das Gemeinwesen wurde hauptsächlich über Zölle, Wege- und Nutzungsgelder finanziert. Hierbei wurde aber so viel betrogen, dass Kaiser Augustus 31 v. Chr. eine Steuerreform einführte. Dafür leitete er eine Volkszählung ein, die vielen bekannt sein dürfte, allerdings weniger im Kontext von Steuern:

 

„Es begab sich aber zu der Zeit, dass ein Gebot von dem Kaiser Augustus ausging, dass alle Welt geschätzt würde.“

Lukasevangelium, 2:1

 

Erst nach dieser Zählung wusste der römische Senat, wen er besteuern konnte. Kaiser Augustus führte daraufhin die Kopfsteuer ein, die sich im Wesentlichen an der Kopfzahl einer Familie orientierte, nicht etwa an Vermögensverhältnissen oder Einkommen. Darüber hinaus verlangte er eine Grundsteuer und eine Erbverkehrssteuer, woraus sich die römische Umsatzsteuer entwickelte.

Als das Weströmische Reich aber 476 n. Chr. unterging, taten es ihm die allgemeingültigen Steuern gleich.

 

Steuer im Mittelalter: der „Zehnt“

Im Mittelalter kam die vorherrschende Steuer von der Kirche, die zu der Zeit sehr mächtig wurde. Im 6. Jahrhundert beanspruchte sie von den Gläubigen den sogenannten Zehnt – ein Zehntel des Einkommens. Daneben wurden auch Verbrauchsteuern, sogenannte Akzisen, eingeführt. Dabei handelte es sich um indirekte Steuern, die meist auf Konsumgüter wie Bier, Salz oder Wein erhoben wurden. Direkte Steuern hingegen wurden damals nur in Ausnahmefällen erhoben, zum Beispiel bei einem Krieg.

Die damalige Verbrauchsteuer belastete vor allem die ärmere Bevölkerung stark. Im Spätmittelalter kam es zu zahlreichen Bauernaufständen, die jedoch alle blutig niedergeschlagen wurden. Viele der Beteiligten mussten eine Strafsteuer zahlen oder wurden gar hingerichtet. Ändern sollte sich für die Bevölkerung erst etwas im 18. Jahrhundert – mit der Französischen Revolution.

 

Die Französische Revolution: der Umschwung

Die Französische Revolution ist zu einem großen Teil auf Steuerungerechtigkeiten zurückzuführen. Der französische König Ludwig XVI. lebte ein prunkvolles und sehr teures Leben. Darüber hinausverschlangen die Kriege, die er führte, viel Geld.

Das französische Volk war damals in drei Stände gegliedert: Zum ersten Stand gehörten die Geistlichen, zum zweiten die Adligen und zum dritten alle anderen, wie Kaufleute, Handwerker und hauptsächlich Bauern. Steuern zahlen musste nur der dritte und ärmste Stand.

1789 verschlechtere sich die Lage für die ärmere Bevölkerung rapide: Die Lebensmittel reichten nicht mehr aus, viele mussten Hunger leiden. Die Menschen begannen, sich gegen den damaligen König zur Wehr zu setzen. Im Laufe der Revolution entstand erstmals die Idee, die Besteuerung an die individuelle Leistungsfähigkeit anzupassen. Mit Erfolg: Der erste und zweite Stand verlor seine Sonderrechte und die Bauern mussten weniger Abgaben zahlen.

Die Französische Revolution hatte Auswirkungen auf ganz Europa – auch in steuerlicher Hinsicht. In Preußen wurden 1820 alle direkten Steuern abgeschafft und durch die sogenannte Klassensteuer, Vorläufer der heutigen Einkommensteuer, ersetzt. Die Klassensteuer teilte die Zahlungspflichtigen auf Grundlage ihrer Einkommens- und Vermögensverhältnisse in Steuerklassen ein. Männer, die Steuern zahlten, durften nach dem Dreiklassenwahlrecht auch politisch mitbestimmen.

 

Neugierig wie's weiter ging? Hier weiterlesen: Die Geschichte der Steuern – Teil II: Neuzeit

Zurück