Wirtschaftslehre in der Berufsschule
von Annette Albrecht
von taxspotting Redaktion 12. September 2019
Die Berufsschule vermittelt den theoretischen Teil der Ausbildung. Und auch, wenn der Standard zwischen den Berufsschulen vergleichbar sein sollte, gibt es Unterschiede. Das zeigt sich in der Ausbildung zum Steuerfachangestellten bereits bei einem der Hauptfächer. Mal heißt es Allgemeine Wirtschaftslehre, dann Betriebswirtschaftslehre oder Wirtschafts- und Sozialkunde.
Im Falle von Lisa Beyer, Auszubildende bei der DBB DATA in Visselhövede, ist das wichtigste Hauptfach neben Steuerlehre und Rechnungswesen die Allgemeine Wirtschaftslehre. „Hier gilt es, sich viel Wissen draufzuschaffen. Manche Inhalte muss ich einfach auswendig lernen“, so die 20-Jährige, die im zweiten Lehrjahr ist.
Arbeitsvertrag und Arbeitsschutzgesetz
Dafür sind aber auch Inhalte darunter, die nicht nur für den späteren Beruf nützlich sind, sondern bereits in der Ausbildung. So geht es um das Berufsausbildungsrecht und Arbeitsrecht, wobei zum Beispiel der Ausbildungsvertrag und das Jugendarbeitsschutzgesetz behandelt werden.
Auch Sozialversicherungen sind Teil des Lernstoffs. Das kommt angehenden Steuerfachangestellten später für die Lohnbuchhaltung zugute. Gleiches gilt für das Gesellschaftsrecht, in dem es etwa um die Unterschiede zwischen einer GmbH, einer Offenen Handelsgesellschaft (OHG) und einem Einzelunternehmer geht.
Insolvenzrecht in der Berufsschule
Die weiteren Grundlagen, die in Allgemeiner Wirtschaftslehre in der Berufsschule vermittelt werden, drehen sich um Privatrechtliches wie Geschäftsfähigkeit. Aber auch die Inhalte des Kaufvertragsrechts wie Mahnverfahren, Störungen und Verjährung vermitteln die Lehrer der Berufsschule. Ebenso führen sie ihre Schützlinge in die Regelungen des Handelsrechts ein.
In der Steuerberatung hat man es jedoch nicht nur mit erfolgreichen Betrieben zu tun. Wenn einem Mandanten die Insolvenz droht, ergeben sich für Steuerberater besondere Rechte und Pflichten, die für eine eventuelle Haftung von großer Bedeutung sind. Außerdem können Steuerberater in solchen Fällen leicht die Grenze zur unerlaubten Rechtsberatung überschreiten. Insolvenzrecht ist daher ein wichtiger Teil von Allgemeiner Wirtschaftslehre in der Berufsschule, auch wenn es hier zunächst einmal um Grundlagen geht.
Allgemeine Wirtschaftslehre in der Praxis
Berufsschüler bekommen in diesem Fach schließlich noch die Themen Investition und Finanzierung vermittelt. In der Praxis können sie dies bei Jahresabschlüssen einsetzen, die sie in der Steuerkanzlei bearbeiten. Zudem bekommen sie erste Einblicke in Inhalte, die im späteren Berufsleben eine große Bedeutung haben könnten. Denn sollten sie Steuerberater werden, wird die Beratung von Mandanten eine ihrer wichtigsten Aufgaben. „Ob ich wirklich Steuerberaterin werden will weiß ich noch nicht“, sagt Lisa Beyer. „Ausschließen will ich es aber nicht, weil mir die Ausbildung zur Steuerfachangestellten viel Spaß macht.“